Johann Heinrichs, 40 Jahre Superintendent

Von 1810 bis 1850 war Johann Heinrich Heinrichs Superintendent in Burgdorf. Ihm verdankt Burgdorf den zügigen Wiederaufbau der St. Pankratiuskirche nachdem großen Stadtbrand am 25.06.1809.

Geburtsname: Heinrichs
Vornamen: Johann Heinrich
geboren: 10.04.1765 in Hannover
gestorben: 17.03.1850 in Burgdorf
Grabmal: 248

Vater: Carl Conrad Heinrichs (ca. 1735 – 1807,Kaufmann)
Mutter: Maria Sophia Wilhelmine Knopffmann(Knuffmann?, ca. 1740 – 1806)

Ehepartner: 1795 Heirat mit Regina Dorothea Elisabeth Eden (1776 in Lüneburg – 1838 in Burgdorf)

Kinder
7 Kinder mit Regina, nur 4 werden erwachsen

Beruf: Ev.-luth. Theologe, Dr. phil. (1791), Pastor und Superintendent

Stationen

Burgdorf
Von 1810 bis 1850 Superintendent in Burgdorf. Ihm verdankt Burgdorf den zügigen Wiederaufbau der St. Pankratiuskirche nachdem großen Stadtbrand am 25.06.1809.

Bedeutung

Johann Heinrich Heinrichs war evangelisch-lutherischer Theologe, hannöverscher Kirchenrat und 40 Jahre Superintendent in Burgdorf. Er setzte sich maßgeblich für die Betroffenen desStadtbrandes von Brohme sowie für den Wiederaufbau der St. Pankratiuskirche, der Suptur sowieder kirchlichen Strukturen nach dem Burgdorfer Stadtbrand von 1809 ein. Für seine wissenschaftlichen Arbeiten erhielt er Auszeichnungen. Sein Hauptwerk war die Mitarbeit an der Vollendung von Johann Benjamin Koppes Neubearbeitung des griechischen Neuen Testaments „N.T. graece perpetua annotatione illustratum“ nach dessen Tod 1791 zusammenmit Thomas Christian Tychsen, Christoph Ammon und David Julius Pott. Heinrichs gab die griechischen Texte der Apostelgeschichte, einiger Briefe sowie der Offenbarung desJohannes heraus. 1821 wurde er von der Theologischen Fakultät der Universität Erlangen mit dem Ehrendoktor der Theologie ausgezeichnet. Er war 40 Jahre lang Superintendent in Burgdorf.

Bedeutung für Burgdorf

Am 12.04.1810 schlug das Konsistorium vor, die vakante Superintendentur Burgdorf mit Heinrichs zu besetzen. Er übte das Amt über 40 Jahre bis zu seinem Tod aus. Heinrichs war die treibende Kraft hinter dem Wiederaufbau der St. Pankratiuskirche, der Suptur sowie der kirchlichen Strukturen in Burgdorf.

Lebensgeschichte

Johann Heinrich Heinrichs wurde am 10. April 1765 als Sohn des Kaufmanns Carl ConradHeinrichs in Hannover geboren. Von 1784 bis 1788 studierte er Theologie an der Georg-August-Universität in Göttingen. Aus dieser Zeit hat sich sein Stammbuch mit der Laufzeit 1784–1790 erhalten. Es weist ihn in seiner Studentenzeit sowohl als Angehörigen der Hannöverschen Landsmannschaft wie auch des Amicistenordens aus.

Schon nach 4 Semestern errang er den ersten Preis eines vom König Georg III. ausgelobten Wettbewerbs für die beste studentische wissenschaftliche Arbeit im Fach Theologie mit dem Titel „Die allmähliche Steigerung des Glücks des Menschengeschlechts durch die göttliche Vorsehung“. Der Preis war eine goldene Medaille, die er in einem Brief an die Eltern beschreibt: „Aber diese (Medaille) sollten Sie mal sehen! Sie ist so große wie ein Speziesthaler, dick wie ordinäres Glas und das von gediegenem Golde. Ihr Wert ist 25 Dukaten!“. Zwei Jahre später errang er den Preis noch einmal.

Regina Dorothea Elisabeth
Heinrichs, geb. Eden

Parallel zu seinem Studium war er in Göttingen als Hauslehrer tätig, ebenso von 1788 bis 1789 in Hannover. Dann kehrte er nach Göttingen zurück, wurde Repetent an der theologischen Fakultät und promovierte 1791 zum Dr. phil.. Aus gesundheitlichen Gründen (er litt unter Hypochondrie und Unterleibsbeschwerden) zerschlug sich sein Berufsziel einer Professur in Göttingen und er schlug eine Prediger- und Pastorenlaufbahn ein. 1792 kehrte er nach Hannover zurück, bestand am 21. Januar 1794 sein Examen vor dem Konsistorium und erhielt seine erste Pastorenstelle an der St. Maria-Magdalena-Kirche in Quickborn bei Lüneburg. 1795 heiratete Heinrichs in Lüneburg die 11 Jahre jüngere Regina Dorothea Elisabeth Eden, eine Tochter des Lüneburger Bürgermeisters Eden. Aus dieser Ehe gingen 7 Kinder hervor.

1799 wurde er Archidiakon und bekam seine erste Pfarrstelle an St. Johannis Baptista in Dannenberg. 1806 wurde er zum Superintendenten in Klötze ernannt, einer damals zum Kurfürstentum Hannover gehörenden Exklave in der Altmark. Hier widmete er sich in beruflich wie familiär beschaulichem Leben seinen wissenschaftlichen Studien zur Bibelexegese. Dann brannte 1807 das zu seinem Kirchenkreis gehörige Dorf Brohme nieder. Am darauf folgenden Sonntag hielt Heinrichs in Klötze eine Predigt, die er anschließend drucken und zugunsten der Betroffenen für 3 Gute Groschen verkaufen ließ. Der Titel: „Die Gemütsstimmung einer religiösen Christenfamilie, die durch schwere Unglücksfälle von ihrem Wohlstande herab gebracht nach Brot zu rufen sich gedrungen sieht.“

Nun trafen Heinrichs auch persönliche Unglücksfälle: eines seiner Kinder stirbt und er verliert durch Abgaben ein Viertel seiner Einkünfte, was ihn dazu bewegt 1809 beim Konsistorium ein Versetzungsgesuch einzureichen. Am 12. April 1810 schlägt das Konsistorium der inzwischen zuständigen westfälischen Regierung vor die vakante Superintendentenstelle in Burgdorf mit Heinrichs zu besetzen.

Unterdessen war auch Burgdorf am 25. Juni 1809 fast völlig abgebrannt. Mehr als 200 Häuser sind zerstört, auch Kirche, Suptur, Stadtschule und Kantorenwohnung. Lediglich 82 Häuser blieben verschont. Dennoch nimmt Heinrichs die Stelle und ihre Herausforderungen an. Auch wenn die neue Stelle etwas mehr einbringt, kommt Heinrichs vom Regen in die Traufe: weil auch die Suptur abgebrannt ist, muss er sich beim Zuckerbäcker Niemack in der ersten Etage einmieten. Weiterhin wird er verpflichtet 6 Jahre lang 150 Reichsthaler (heute etwa 6.000 €) jährlich zum Wiederaufbau der Suptur beizusteuern. Zudem muss er jährlich 50 Reichsthaler an den Rektor abgeben und „die kränkliche und hülflose Tochter“ seines Vorgängers Grupe mit jährlich 30 Rth. unterstützen.

1810 wurde Heinrichs also Superintendent in Burgdorf und hatte dieses Amt bis zu seinem Tod inne. Zunächst widmet sich Heinrichs dem Wiederaufbau der bis auf die Grundmauern abgebrannten St. Pankratiuskirche – und die Beschaffung der dafür benötigten Gelder. Nach Plänen des Ingenieur-Majors Johann Gottlieb Bergmann wurde 1811 der Neubau begonnen.Nachdem 1813 der neue Bauingenieur Ziegler aus Celle erheblichen „Fusch am Bau“ feststellte, wurde alles wieder abgerissen und diesmal solide neu hochgezogen.

Die Gottesdienste fanden in dieser Zeit in der alten, viel zu kleinen Magdalenenkapelle statt, die 1815 wegen Baufälligkeit abgerissen wurde. Am 18.10.1813 – in Leipzig tobte die „Völkerschlacht“ – wurde in Burgdorf Richtfest gefeiert. Heinrichs erreichte, dass an Weihnachten 1813 in allen Kirchen des Fürstentums Lüneburg für den Burgdorfer Kirchenbau gesammelt wurde (es kamen stattliche 760 Taler zusammen). 1814 wurde das Kirchenschiff fertig gestellt, allerdings fehlten noch die Mittel für den Turmbau. Am 1. Advent 1814 konnte Heinrichs den Einweihungsgottesdienst halten. Ein Jahr später kamen Glocken und eine Orgel aus Hildesheim und die Kirche wird ausgemalt. Erst 1818 wird die Superintendentur wieder errichtet und Heinrichs konnte seine neue Wirkungsstätte beziehen.

Obwohl Heinrichs die wissenschaftliche Laufbahn an der Universität verwehrt blieb, machte er sich doch als theologischer Schriftsteller einen Namen. Sein Hauptwerk war die Mitarbeit an der Vollendung von Johann Benjamin Koppes Neubearbeitung des griechischen NeuenTestaments nach dessen Tod 1791 zusammen mit Thomas Christian Tychsen, Christoph Ammon und David Julius Pott. Heinrichs gab die griechischen Texte der Apostelgeschichte, einiger Briefe sowie der Offenbarung des Johannes heraus. 1821 wurde er von derTheologischen Fakultät der Universität Erlangen mit dem Ehrendoktor der Theologie ausgezeichnet.

1836 starb in Burgdorf seine Ehefrau Regina Dorothea Elisabeth, genannt Dorette, mit der er sieben Kinder hatte, von denen aber nur vier das Erwachsenenalter erreichten. Carl Friedrich Christoph Heinrichs (1798–1881) wurde Pastor und Konsistorialrat in Detmold. Eine Tochter Ulrike starb 1848. Ein weiterer Sohn wurde Ministerialreferent in Hannover. Zu seinem 50. Amtsjubiläum 1844 erhielt er von König Ernst August den Titel Königlicher Kirchenrat. In seinen letzten Jahren bemüht sich Heinrichs darum, dem Kirchturm wieder eine angemessene Spitze zu verschaffen. Aus finanziellen Gründen können die Bauarbeiten aber erst nach Heinrichs Tod am 17.03.1850 beginnen. Bei seinem Tod war er der dienstälteste Superintendent des hannoverschen Konsistorialbezirks.

Quellen